Sieches Selbst

Zur Feier des Tages, dass jetzt auf meiner Über-Mich-Seite auch endlich (denn es war schon lange geplant) zwei kleine Fotos von mir zu sehen sind, möchte ich hier noch einmal mein schriftliches Selbstporträt einstellen, das ich für Alban Nikolai Herbsts (ANH) Schreibwerkstatt geschrieben habe.

Die erste Aufgabe in ANH’s Werktstatt lautete folgendermaßen:

Stellen Sie vor sich einen Spiegel auf den Schreibtisch und beginnen
Sie zu beschreiben, was Sie sehen. Seien Sie möglichst genau.
Beschreiben Sie Ihr Gesicht bis zum Halsansatz.

Mein Text zu dieser Aufgabe sah so aus, ANH hat sich dann die Mühe gemacht, einiges zu verbessern, umzustellen und zu verkürzen, meine Synthese folgt hier:


Sieches Selbst

Meine kleine Zahnlücke zwischen den oberen Schneidezähnen sei, heißt es, das hübscheste an mir. Wie ein aufgesprungener Rahmen die Lippen, im rechten Mundwinkel rot eingerissen. Meine Zunge sucht die wunde Stelle immer wieder. Die immerwährende Blässe meiner Haut ist noch porzellanener als sonst, selbst die Heiterkeit der Sommersprossen auf Nasenrücken und Wangen ist hinweggebleicht von Winter und Siechtum. In meinen Gesichtszügen vermischt sich das böhmische Blut meiner Mutter, für die hohen Wangenknochen verantwortlich, mit dem preußisch-fränkischen meines Vaters, der mir das Blond meiner Wimpern gab und das Blau in die Augen. Doch Vermischung schwächt ab. Ich verfüge nicht über die vollen Lippen und hohlen Wangen der Mutter, welche die Höhe der Wangenknochen erst betonen würden und meine Augenfarbe ist zu einem Graublau gelindert. Jedes Haar der Brauen länger als gewöhnlich, wirken meine Augen, bekränzt von farblosen Wimpern, kühl, analytisch und beobachten hinter randlosen Brillengläsern. Wie mit kurzen Feuerzungen wird meine bleiche Stirn umrahmt vom heißen Dunkelrot hennagefärbten, störrischen Haars: damit das Rosshaar meiner Großmutter fortleben könne.

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