Rowohlt-Liebe zum 100.

Schon immer habe ich den Rowohlt-Verlag geliebt, mein absoluter Favorit unter den Verlagen, natürlich wegen der dort veröffentlichten Autoren: Simone de Beauvoir ist dort, Jean-Paul Sartre und Albert Camus auch, außerdem Wolfgang Borchert, Ernest Hemingway, Henry Miller und Philip Roth, Paul Auster und Siri Hustvedt, Virginie Despentes, Nicholson Baker und James Salter, Tahar Ben Jelloun und auch Helmut Krausser und Michel Houellebecq teilweise, um nur eine unvollständige und völlig ungeordnete Liste einiger meiner großen "Idole" hier anzuführen. Ich habe Rowohlt immer geliebt und es war und blieb mein Traum, einmal dort ein Buch zu veröffentlichen, mich so einzureihen zwischen diese großen Namen.

Außerdem gibt es da natürlich auch noch die wunderbaren Rowohlt-Monographien, die ich reihenweise verschlungen habe. Über die roten Rowohlt-Reihen mit Sartre-Büchern in meinem Bücherschrank und darüber, dass ich in einem gewissen Alter immer eines davon mit mir herumschleppte (weshalb einige Bände auch völlig zerfleddert sind), hatte ich ja schon einmal geschrieben. Ich mochte immer dieses Kürzel und das Logo rororo und an den seltsamen Ort ‚Reinbek‘, über den man sonst wahrscheinlich nie etwas gehört hätte, habe ich mich auch nur anfangs gewundert.

Ich wollte also ohnehin schon einmal einen Artikel über Rowohlt schreiben und ein Loblied singen, jetzt habe ich aber erfahren, dass mein Lieblingsverlag dieses Jahr auch noch seinen 100. Geburtstag feiert (er wurde nämlich 1808 in Leipzig gegründet), dieser Verlag, über den Joachim Güntner zu diesem Anlass in der NZZ schreibt:

Rowohlt ist nicht so gediegen wie S. Fischer, nicht so nüchtern wie C. H. Beck, nicht so intellektuell wie Suhrkamp. Dafür spritziger, beweglicher, frecher, modischer.

Das bringt es ganz gut auf den Punkt, finde ich: Rowohlt hat dieses gewisse Etwas, ein aufregendes, ein bisschen anrüchiges, anstößiges, erotisches, modernes und avantgardistisches Etwas, finde ich. Also gehen hiermit die herzlichsten Glückwünsche zum Geburtstag von mir an meinen Lieblingsverlag! Die Jubiläums-Website (mit virtuellem Rundgang durchs Verlagsgebäude und sogar einem Jubiläums-Blog) kann sich übrigens wirklich sehen lassen und ist einen Besuch wert!

Nur eine, eine einzige kleine Kritik habe ich: könnt ihr euch noch an die Pfandbrief-Werbung in alten Rowohlt-Büchern erinnern? Erst kürzlich ist mir in einer etwas älteren Ausgabe (1970) des Standardwerks von Marian Szyrocki zur deutschen Literatur des Barocks (damals in der Reihe ‚Rowohlts deutsche Enzyklopädie‘) wieder so eine vergilbte Seite aufgefallen:

Poetischer_Trichter.jpg

Der Werbetext dazu lautet (wobei zu beachten ist, dass es sich beim ‚Poetischen Trichter‚ um ein barockes Literatur-Lehrbuch von 1647 von Georg Philipp Harsdörffer handelt, das dem Schüler die ‚Teutsche Dicht- und Reimkunst‘ "in Vl. Stunden einzugiessen" fähig sein soll):

Ein poetischer Trichter … macht aus einem prosaischen Menschen nicht in sechs Stunden einen Dichter und Reimer. Und eine Anzeige macht nicht in sechs Minuten aus einem Autofan einen Eisenbahnfahrer, aus einem Weltenbummler einen Eigenheimsparer, aus einem Wasserscheuen einen Badefreund, aus einem Verschwender einen Sparsamen. So soll hier gar nicht erst versucht werden, den Leichtfüßigen, Prassern, Geldverschleuderern und Sparmuffeln, Habenichtsen und Ewigborgern die ‚Teutsche Spar- und Zinskunst‘ einzugießen. […]

Und das Frappierende und höchst Angenehme daran ist ja, dass man sich da wirklich die Mühe gemacht hat, die Werbung dem Buch anzupassen, sie thematisch intelligent einzupassen, zusätzlich noch ein ‚barockes‘ Bild zu malen und einen ziemlich amüsanten, sprachlich durchaus eleganten und ironischen Text dazu zu schreiben! Mir hat das immer sehr gefallen und da kommt meine einzige, kleine Kritik: könnte man das nicht wieder machen, diese lustige und hübsche Pfandbrief-Werbung? Die gehörte doch irgendwie dazu und fehlt mir schon sehr in den neuen Büchern!

Linktips zum 100. Geburtstag des Rowohlt-Verlags:

2 Comments for “Rowohlt-Liebe zum 100.”

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