Von Muße und Musen

Von Muße und Musen

Auf ins Sabbatjahr! Nach sechs Jahren an einer Schule (nachdem mir schon drei Wochen wie eine Ewigkeit erschienen waren) habe ich nun das siebte Jahr frei. Bisher gibt es darüber noch nicht so viel zu erzählen, das Begreifen stellt sich erst langsam ein. Ein ganzes Jahr Freiheit. Plötzlich wieder Gedanken haben und Ideen und Träume. Zeit haben, die Ideen auch in die Tat umzusetzen. Zeit haben, sich für etwas zu interessieren, sich mit etwas auseinanderzusetzen.

Tatsächlich aber ganz banal: frei sein; atmen; und denken! Es ist verblüffend, wie wenig man denkt, wenn man dauernd in Arbeit erstickt. Und plötzlich passiert da wieder was. Wind in meinem Kopf. Und Worte. Zwei Gedichte, die ich hier reingeschrieben habe. Plötzlich wieder Spaß an der Sprache. Und am Spielen. Ja, genau, die Sprachspielerin hat endlich wieder Lust, mit Sprache zu spielen. Was so ein bisschen Muße doch ausmacht.

Wobei so ein Sabbatjahr ja auch ganz schön stressig sein kann. Am 7. September fliegen der Lebensmensch und ich nach Kanada. Berichten werden wir selbstverständlich wieder auf Beutelthierchen. Vorher ist noch einiges zu tun, unter anderem der Blog zu renovieren. Und ab Januar 2018 geht es dann zum zweiten Mal nach Neuseeland (und ein bisschen Australien). Süditalien steht dann als Drittes auf dem Programm. So richtig langweilig wird dieses Jahr also nicht werden.

Und ansonsten scheine ich in meinem Leben wieder genau an dem Punkt angekommen zu sein, an dem ich auch vor 8 1/2 Jahren schon war, als ich meine Gedanken im Artikel „Vom Trauen“ zusammengefasst hatte. Ich könnte den Text heute fast genauso nochmal schreiben. Es wiederholt sich. Nein, es bleibt ganz einfach. Dieses Gefühl, dass es besser wäre, sich einfach endlich mal zu trauen.

Hochzeit mit dem Lieblingsmenschen

Der Lieblingsmensch und ich, wir führen ja eine moderne Beziehung. Unter anderem laufen bei uns ganz viele Dinge online. So begann das alles jedenfalls vor sechs Jahren und setzte sich fort mit täglichen und nächtlichen Mails. Aber auch mit einem ersten Treffen am 25. August 2005 (wohlgemerkt schon nach erst sieben Mails) im Café Mozart in München. Und wie das mit dem ersten Kuss war, das steht ja sowieso schon in meinem Blog (wobei ich dieses Blog ja sozusagen von ihm geschenkt bekam). Da kann man auch nachlesen, dass es schon ziemlich bald ziemlich hoffnungslos um mich stand und ich dem Lieblingsmenschen rettungslos verfallen bin.

Nachdem unsere Geschichte also sowieso schon im Internet steht, kann man hier ja auch kurz von der neusten Entwicklung berichten: der Lieblingsmensch und ich, wir haben uns geheiratet. Er mich und ich ihn. Erste Anläufe dazu fanden mal wieder per Mail statt, in Sydney gab es im März 2011 dann aber auch nochmal einen Antrag von ihm, mit Ring und so. Und zwar im thailändischen Restaurant „Green Chillies“ in Sydneys Alternativ- und Schwulenviertel (entlang der Oxford Street). Dort fühlten wir uns nach jahrelangem Wohnen in Münchens Glockenbachviertel natürlich fast zu Hause und mit Chillies hat es mein Liebster ja ohnehin…

An vorgeschriebene Reihenfolgen haben wir uns selten gehalten, deshalb gibt es jetzt nach der Hochzeit auch keine Hochzeitsreise. Die gab es schon vorher, Marc und ich und das Beutelthierchen sind gute vier Monate (von Januar bis Mitte Mai) durch Neuseeland und Australien getourt. Gut dokumentiert ist das hier, natürlich wieder online, Fortsetzung folgt übrigens noch (am Ende der Reise waren wir etwas faul, aber das wird noch nachgetragen!).

Es soll ja Leute geben, die sich nach der Hochzeitsreise gleich wieder trennen, weil sie es miteinander nicht aushalten. Uns konnte das auf diese Weise nicht passieren. Und auch nachdem wir vier Monate quasi dauernd zusammen, dauernd in einem Raum bzw. Auto bzw. Camper waren, ohne Unterbrechungen, wollten wir trotzdem noch heiraten. Mein Vater nannte das in seiner Hochzeitsrede den „größten denkbaren Stresstest“, den wir bestanden haben. Also setzten wir den Plan schnellstmöglich in die Tat um und am 6. August 2011 war es schließlich sHochzeit mit dem Lieblingsmenscheno weit.

16 ausgewählte Gäste wurden um 11:30 Uhr in die Uhrenstube in Schwäbisch Gmünd geladen. In diesem holzgetäfelten Trausaal mit Butzenscheiben fanden wir eine sehr freundliche und fröhliche Standesbeamtin vor, die eine schöne Ansprache mit zahlreichen Erich-Fromm-Zitaten hielt. Und sprachen schließlich beide aus, weshalb wir gekommen waren: Ja! Ringwechsel, Kuss, Gratulationen, Sektempfang im Sonnenschein im Spitalhof mit all den lieben Menschen – alles verging wie im Fluge!

Über den Marktplatz und vorbei an der romanischen Johanniskirche lief unser Hochzeitszug dann zum Rokokoschlösschen, dem 1780 vom damaligen Bürgermeister Gmünds (Georg Franz Stahl Edler von Pfeilhalden) für seine Frau errichteten Lustschloss, ein Traum in rosHochzeit mit dem Lieblingsmenschenarot! Nachdem das Mittagessen mit gebackenem Ziegenfrischkäse, Schwäbischem Filetpfännle oder gebratener Lachsforelle und Nachtisch im stuckverzierten, kronleuchterbehangenen und teilvergoldeten Saal eingenommen war, machten wir uns auf den Weg zur Kaffeetafel. Eine zweistöckige Hochzeitstorte mit Marzipan-Brautpaar konnten der Lieblingsmensch und ich dann gemeinsam anschneiden (und verspeisen!). In Wohnzimmer und Garten, bei Kaffee, Kuchen, Fußballgekicke und Begutachtung unseres Zoos klang unsere Feier dann aus.

Ich habe in eine sehr besondere Familie eingeheiratet, so kann man das vielleicht sagen. Jedenfalls leben wir jetzt zu fünft (eine Generation) in einer Villa Kunterbunt mit kunterbuntem Garten, dem Hund Balu, der Katze Felix und vielen Fischen, die in einem großen Teich herumschwimmen und alle auch einen Namen haben. Auf dem Land in der Nähe von Schwäbisch Gmünd. Im Garten setzen wir jetzt die Kiwi-Pflänzchen ein, die wir von meiner lieben Trauzeugin und besten Freundin geschenkt bekommen haben. Denen erzählen wir dann von Neuseeland, damit sie kein Heimweh bekommen.

Und wir beide, der Lieblingsmensch und ich, versuchen in die Tat umzusetzen, was mein Vater uns mitgegeben hat in seiner Rede: „Mit jedem Wechsel der Lebensumstände – und seien es auch nur die dahinfließenden Jahre – verändert sich der Mensch, langsam, unmerklich. Die große Aufgabe in der Ehe ist es, seine Liebe diesen Wandlungen anzupassen. Da die Liebe keine Forderung an den Partner ist, sondern ein Geben, bedeutet dies ständige Liebesarbeit.“ Möge uns diese Arbeit an der Liebe gelingen! Und uns viel Spaß machen!

Hochzeit mit dem Lieblingsmenschen