Musik für sich
Heute habe ich mal wieder ein sehr bemerkenswertes Zitat in Alban Nikolai Herbsts Arbeitsjournal gefunden, wo dieser schreibt:
Wäre ich Musiker geworden, wäre ich zumindest latent autistisch. Das liegt daran, daß man Musik für sich ganz allein spielen kann, es kommt auf Publikum nicht an; Literatur ist anders, sie kommuniziert i m m e r, und wenn es nur mit einem „inneren Leser“ ist. Musik, selbst ausgeführte, braucht nur den, der sie spielt.
Über den Unterschied zwischen Musik und Literatur habe ich immer nur von der anderen Seite her nachgedacht, wie ihre jeweilige Technik ist, wie sie Wirklichkeit abbildet und Gefühle wiedergibt, wie sie auf den Hörer/Leser wirkt etc., nie von dorther: wer sie spielt oder schreibt. Und ANH hat Recht, scheint mir. Musik genügt sich selbst, Literatur nicht.
Allenfalls eine gewisse Art der Lyrik (natürlich keinesfalls jede!) könnte dazwischen stehen und selbstgenügsam sein wie Musik oder ein Tagebuch. Und professionelle Musiker müsste man einmal fragen, ob sie sich so etwas wie einen „inneren Zuhörer“ nicht doch selbst konstruieren und vorstellen beim Spielen. Ganz abgesehen von Komponisten. Oder?