Herbstschmerz II

Alban Nikolai Herbst war so freundlich, meinen Text Herbstschmerz; süß, der in der Novemberausgabe von mindestenshaltbar erschienen ist, einem ‚kleinen Lektorat‘ zu unterziehen. Also habe ich die Perspektive deutlicher gemacht, gekürzt und umgeschrieben, hier ist die verbesserte Version:


Hingebreitet über den Fluss liegt die Brücke, aus dem Vogelblick, von weit oben, wirkt sie wie ein graues Betonband über der Strömung, die nicht so reißend ist, wie der Name des Flusses verheißt. Der Brückenbogen überwölbt das Grüngrau des sich voranschiebenden Wassers, an den Wellenbruchstellen weiß bekrönt, und die vergilbte Wiese daneben, von braunen Trampelpfaden durchzogen, von rostigen Bäumen bestanden, ein farbiges Aufbegehren vor dem Winterschlaf; darüber hängt, im herbstlichen Schräglicht, das tiefe Dunkelblau des spätnachmittäglichen Herbsthimmels.

Sich von oben nähernd wird langsam die unstete Lebendigkeit der Brücke sichtbar, das unaufhörliche Hin- und Widerfließen der Busse, Autos und drängelnden Mopeds, die darüberhin eilenden Fahrradfahrer, Fußgänger mit und ohne Kinderwägen, mit und ohne trottenden Hund. Noch weiter vorrückend werden Geräusche hörbar, ein Motorenlärmen und Kinderrufen, ein Geschwätz und Fahrradglockengeläut, Musikfetzen aus einem Autoradio, ein Hundebellen und Menschenlachen, Menschenstimmen, Menschenküssen; das Rauschen von Fluss und Herbstlaub übertönend.

Und in der Mitte der Brücke, an den Beton des Brückengeländers gelehnt, steht sie, direkt über dem Wasser und blickt starr darauf; ihr Haar fällt rostrot wie Herbstblätter auf ihre Schultern, vom Herbstwind bewegt, sanft. Sie sieht konzentriert auf den Fluss, drängt sich an die Wärme des von der tiefstehenden Sonne aufgeheizten Geländers, aber niemand zupft sie am Ärmel, niemand spricht sie an.

Ihr Blick sieht nicht den Fluss und die Farbpracht der Herbstschönheit und ihr Ohr hört nicht die Menschen, hört nichts inmitten des Lärms; in ihrem Kopf ist es dunkel, leer und still. Darin, in ihren Gedanken, ist kein Schrei der Verzweiflung, es ist leiser, sanfter und beständiger; ein Winseln und Wispern der Sehnsucht. Es ist kein stechender Schmerz, es ist ein süßliches, zähflüssiges Fließen einer nie versiegenden Quelle der süßen Qual. Und sie flüstert, beinahe lautlos, nur ihre Lippen formen die Worte:

Mein Herz blutet Dir nach. Mein Herz ist klein und mager und weiß nicht, wem es gehört. Mein Herz ängstigt sich, es zittert. Mein magres Herz liegt in Deiner Hand, die es presst und auswringt und bluten macht. Du bist die Stimme, Du bist der Atem und der Tod.

Ihre Lippen schließen sich, ihre Hände lassen das von der Herbstsonne erwärmte Geländer los, ihr Körper löst sich und sie geht davon. Von oben sieht man den Herbstwind ihr rostrotes Haar bewegen, sieht vergilbte Blätter fallen und den Fluss sich unter der darüber gebreiteten Brücke voranschieben. Ein Vogel durchstreift in den Schrägstrahlen des Herbstlichts den tiefblauen Abendhimmel.

12 Comments for “Herbstschmerz II”

Lebowski

says:

Mir fiel gleich zu Anfang auf:

Wie heißt denn die Strömung des geheimnisvollen Flusses, die so verheißungsvoll, aber ausgerechnet und just in dem Moment des Erzählens nicht so ist, wie sie sein soll? [Sehr, sehr wage das Ganze! – Mir fehlt hier sowohl die genaue Ortsangabe, als auch ein präzieserer Einstieg in die Geschichte!]

Sich von oben nähernd…..[Abgedroschen bis zum geht nicht mehr klingt das!]

Und in der Mitte der Brücke, an den Beton des Brückengeländers gelehnt, steht sie, direkt über dem Wasser und blickt starr darauf……

[Pah, da wird mir aber richtig schlecht, das klingt ja fast wie einem Kitschroman….und da steht sie, die Hauptdarstellerin, die romantisch verklärte Jungfrau, die leider etwas Pech im Leben hatte und sich nun von der Brücke stürzt, oder was….?}

Bitte verstehe das nicht falsch, aber mit diesem einen Satz hast du bereits alles verraten, weiterlesen lohnt sich also garnicht!

Nee, ich nehme dir als aufmerksamer Leser die Geschichte einfach nicht ab, und das bedeutet, das sie nicht gut genug ist!

Falls ANH die Story zuvor schon mal flüchtig korrigierend überflogen haben sollte, dann ist ihm bestimmt entgangen, dass die Geschichte nicht ganz schlüssig ist, und außerdem völlig unglaubwürdig klingt.

Mir ist das einfach zu platt. Wenn du die Position des auktioralen und allwissenden Erzählers einnimmst, must du deutlich präziser und überzeugender klingen, und nicht, dass ich bereits über die ersten Sätze stolpere.

Sprachspielerin

says:

Lieber Lebowski,
1. Niemand zwingt Sie, den Text zu Ende zu lesen, Sie können es gern bleiben lassen und wenn Ihnen schlecht wird, verlassen Sie diese Seite bitte vorher!

2. Immerhin mache ich weniger Schreibfehler als Sie.

3. Ihr Unverständnis am Anfang zeugt schlicht und einfach von Ihrer Unkenntnis: präzise Ortsangabe ist hier gegeben, nämlich Isar = ‚die Reißende‘, das ist dieser Fluss aber beinahe nie (außer bei Hochwasser), er ‚heißt‘ eben nur Reißende. Wenn man das weiß, ist der Satz durchaus schlüssig. Da ist nichts Verheißungs- oder Geheimnisvolles (was Sie hineininterpretieren wollen), man muss es nur wissen (oder nachdenken bzw. recherchieren).

4. Sie können mir gerne Vorhaltungen machen, dabei sollten Sie allerdings logisch bleiben: Sie können mir nicht gleichzeitig vorwerfen, dass der Text klischeehaft und unschlüssig ist, Klischees sind ihrer Natur nach immer schlüssig. Dass es sich bei der Frau auf der Brücke (all Ihre anderen Aussagen: Jungfrau, verklärt etc., sind ja nur lächerliche Unterstellungen) um ein Klischee handelt, ist mir sehr wohl bewusst, ich versuchte damit zu spielen und das Ende ist ein anderes (wie Sie hätten nachlesen können).

5. Dass ANH den Text ‚flüchtig überflogen‘ habe, ist schlichtweg falsch (er hat ihn sehr genau korrigiert) und eine unsinnige, aber auch völlig nebensächliche Unterstellung, schließlich ist es mein Text und nicht seiner. Wie er diese Fassung fände, weiß ich nicht, aber das spielt hier auch keine Rolle.

6. Was an ’sich von oben nähernd‘ abgedroschen sein soll, leuchtet mir überhaupt nicht ein (im Gegensatz zur Frau auf der Brücke, wie gesagt), das ist zunächst einmal eine ganz einfache und genaue Beschreibung, nicht mehr und nicht weniger.

7. Dass Sie ein aufmerksamer Leser sind, ist hier auch eine euphemistische Unterstellung Ihrerseits, wie gesagt: entweder der erste Satz verrät alles oder Sie können mir ihn nicht abnehmen, beides geht nun einmal nicht.

8. Mit freundlichen Grüßen!

Lebowski

says:

Ach, was rede ich, schließlich ist es mit den Anfängern, die sich für besonders begabt halten, immer das gleiche; sofern man sie kritisiert, springen sie sofort an die Decke, doch am liebsten hätten sie es gerne, wenn man ihnen ständig nur den Hintern pudert. Wie bei Muttern. Verwöhnt und ohne Grips Ich sage null Talent, und dabei bleibe ich, egal wie sie es drehen oder wenden wollen aus ihrer Sicht. Übrigens, ihre Verteidigungsrede hat bei weitem mehr Biss, als das Stück an sich. Weshalb haben sie eigentlich studiert?

Sprachspielerin

says:

Na, dieser Ihr Kommentar hat mich wenigstens amüsiert! Und als Erwiderung:

1. ich halte mich nicht für ‚besonders begabt‘ und weiß wiedermal nicht, woher Sie diese Unterstellung nehmen,

2. bin ich keineswegs an die Decke gesprungen, das mag anders klingen,

3. habe ich etwas gegen Puder am Hintern,

4. ich habe (im Gegensatz dazu) überhaupt nichts gegen Kritik, wenn sie sachlich, begründet und ernsthaft ist, dann nehme ich sie durchaus dankbar an,

5. sollten Sie vielleicht nicht über das Talent von Leuten urteilen, wenn Sie nicht einmal einen einzigen Text von ihnen zu Ende gelesen haben (wie Sie angeblich),

6. Danke für das ‚Kompliment‘ zu meiner Verteidigungsrede (was wieder gegen den Vorwurf von zu wenig ‚Grips‘ spricht, aber Sie lieben es ja, sich selbst zu widerlegen),

7. könnte ich bei dem wenigen, was ich über Sie weiß (Sie bevorzugen es ja, Ihre Kritik anonym zu äußern, quasi mit eingezogenem Schwanz) vermutlich kontern, dass es mit erfolglosen Schriftstellern (die sich nicht mehr zu den hoffnungsfrohen Anfängern zählen lassen) eben oft genauso ist wie mit Ihnen: zum Trotz beißen sie hilflos um sich und machen andere schlecht, um von eigenen Defiziten abzulenken,

8. oder wie? Gute Nacht noch!

Sprachspielerin

says:

Danke, ich war auch ein klein wenig erbost, das merkt man vielleicht… Ich freue mich wirklich und ganz ehrlich über Kritik, aber nicht so! Eigentlich wollte ich den Herrn auch nicht verletzen, das läge mir fern, wollte nicht so persönlich werden, aber er tritt so streitlustig auf, dass ich annehme, dass er es sportlich nimmt!

Freischwimmerin

says:

Zu allererst ein Geschmacksurteil: Meiner bescheidenen Ansicht nach wäre eine Kombination aus dem ersten Satz der ersten Fassung gefolgt vom zweiten der zweiten Fassung der schönste Beginn Deines Texts. „Hingebreitet über den Fluss“ hat mich sofort hineingezogen in die Geschichte. Ich teile nicht die Meinung des Herrn L., dass „sich von oben nähernd“ abgedroschen sei. Vielmehr denke ich, dass Du als allwissende Erzählerin die Vogelperspektive und „von weit oben“ nicht erwähnen brauchst, denn Deine Beschreibung ist so klar, dass sich dieses Bild von ganz alleine in meinem Kopf einstellte.

Die Passage ihrer direkten Rede gewinnt sehr an Einprägsamkeit durch die Verkürzung. Ein kurzer und schmerzlicher Höhepunkt der Geschichte.

Ich habe übrigens die Fassung auf mindestens haltbar laut zur Musik gelesen und mich sehr an der zweifachen wellenförmigen Bewegung von Text und Musik erfreut. Beeindruckt hat mich, dass ich mit dem letzten Takt des Liedes auch den letzten Satz las.

Ach und erwähnte ich schon, dass frustrierte Typen ihre Überheblichkeit und Selbstherrlichkeit meiner Ansicht nach gerne auf ihren eigenen Blogs ausleben können, aber anderer Leute Blogs davon verschonen sollten?

Herzlichst,

die Freischwimmerin.

PS: Matheaufgaben zum Kommentare posten sind ganz große Klasse! Vielleicht stelle ich auf meinem Blog bald ein paar Intelligenztests fragen und darf dann nie wieder selber antworten – hihi.

Sprachspielerin

says:

Liebe Freischwimmerin,
erstmal danke für Deine lobenden Worte und: ja, am ersten (Halb-)Satz hing ich eigentlich auch, das ist eine gute Idee, den doch wieder aufzunehmen (das mach‘ ich doch gleich)!
ANH hatte ja korrigiert und hatte zwischendrin gedacht, dass sie (die Frau an der Brücke) selbst die Erzählerin sei, deshalb habe ich dieses ‚von oben‘ etc. eingefügt, um noch klarer zu machen, dass es sich um einen auktorialen Erzähler handelt… Ob es dadurch jetzt besser ist, weiß ich aber auch nicht so genau… Du hattest es ja offensichtlich auch in der Version I gleich so verstanden…

lebowski

says:

bei soviel einvernehmlichem Weibergewäsch untereinander bin ich doch erst mal beruhigt, und sagte ich nicht, gleich zu Anfang der Geschicht` fiel mir etwas auf?

Und den Begriff des Auktioralen Erzählers haben sie jetzt aber bei mir geklaut, den kannten sie doch vorher garnicht, nicht wahr?

Wie einfältig muss frau eigentlich geboren werden, um sich Freischwimmerin zu nennen, ich meine es gibt genug andere saudumme Namen, aber ausgerechnet Freischwimmerin?

Dies war übrigens mein letzter Komment hier, denn irgendwie vermisse ich hier gewisse intellektuelle Fähigkeiten seitens der Gegenkommentare, die es einem erlauben, überhaupt vernünftig miteinander zu kommunizieren, ohne gleich beleidigend zu werden.

perkampus

says:

****, du bist ****. du solltest a, die leute in ruhe lassen und b, wenn dir das aufgrund deines unterprivilegierten charakters nicht zuzumuten ist, dann dir doch zumindest so viel bildung aneignen, dass du von dem, was du sagst, zumindest selbst einen teil verstehen kannst. im endeffekt ist es mir egal, wen du gerade wieder mit deinem ****, der dir nicht nur aus der nase sondern aus dem ganzen wesen tropft, ****, wüsste ich nicht, dass du hier nur zum wildern kamst, weil besagte betreiberin des weblogs zurecht in die LA aufgenommen wurde und ich somit nicht ohne einen gewissen ärger deinen **** auch hier lesen muss.
allen anderen rate ich, diesen **** zu ignorieren, der betreiberin selbst, den kommentator, der überall einschlägig bekannt ist, zu sperren.

p.-

lebowski

says:

ach, ****, hast du das in der gosse gelernt, dich so impertinent und billig zu artikulieren? Es ist ja bekannt, das du immer dann, wenn dir der intellekt ausgeht, zu derben schimpfkannonaden neigst, die deinen wahren charakter zeigen. dein größenwahn und deine überheblichkeit sind ja allgemein bekannt, ebenso dein hang zur pseudopsychologie, aber das du dir anmaßen tust, mich zu kennen, ist eine absolute frechheit. Nur zur information, mein lieber, ich habe bisher sämtliche beleidigenden komments von dir gesammelt, und bei der nächsten zeige ich dich an, weil es mir nun endgültig reicht. dies ist keine leere drohung.

Sprachspielerin

says:

Liebe Leute, jetzt reicht es dann auch wieder mit den Beleidigungen auf meinem Blog, das soll ja nicht überhand nehmen. Lebowski ist jetzt hier gesperrt und damit basta! Gute Nacht!

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