Leere der Fülle

Nochmal ein kurzer Veranstaltungshinweis für alle Münchner: morgen, Samstag, den 23.2. lese ich wie schon angekündigt um 19 Uhr im Vortragssaal der Münchner Stadtbibliothek am Gasteig, Rosenheimer Straße 5, um den 15. Haidhauser Werkstattpreis des Münchner Literaturbüros. Der Preisträger wird vom Publikum bestimmt, die zehn Kandidaten sind: Herrmann Rupp, Aye Alavie, Christoph I. Altmann, Michael Ried, Damaris Nübel, N. Bohrmann, Karl Bertram Raster, Gipp Primus, Georg Eggers, Kaya Presser, Eintritt 6 €.

Ich bin momentan gar nicht in der Stimmung dazu, mein Text muss nochmal überarbeitet und auch ‚probegelesen‘ werden, im Moment hängt mein Kopf aber noch in den Prüfungen dieser Woche. In Mediävistik ging es mir sehr gut, denke ich, die Kudrun kam dran, die Übersetzung war nicht sehr schwer, zu den Fragen konnte ich jede Menge hinschreiben… In Neuerer Deutscher Literatur hatte ich leider nicht so viel Glück, ich hatte mich vor allem auf Drama vorbereitet, da kam aber keine Frage mit Textausschnitt vor, sondern nur so ganz Allgemeines und das ist nie so besonders gut zu bearbeiten, wenn es nicht wirklich das eigene Spezialgebiet ist. Glücklicherweise hatte ich mich auch auf Lyrik vorbereitet und habe also den Gedichtvergleich zwischen Goethes ‚Um Mitternacht‘ und Mörikes ‚Um Mitternacht‘ genommen… Was dabei rauskommt, da bin ich mir nicht so sicher…

Wie dem auch sei, das muss ich jetzt erstmal wieder aus meinem Kopf ‚verabschieden‘ und eigentlich müsste ich jetzt sofort anfangen Geschichte zu lernen, denn zweieinhalb Wochen sind dafür ja gar nicht so viel und es graut mir ziemlich vor diesen Prüfungen, weil ich einfach fürchte, dass ich zu keiner Frage auch nur irgendetwas sagen kann und dann ein leeres Blatt abgeben muss, ein Alptraum! Also muss ich mich wohl oder übel ans Werk machen…

Meine Schreiblust ist dafür gerade irgendwo in Bodennähe, ich möchte das mal ‚Leere der Fülle‚ nennen, denn einerseits ist mein Kopf angefüllt mit all dem Wissen und den Details, die ich mir unbedingt merken wollte und dem, was ich mir noch unbedingt merken muss, und andererseits ist da eine kreative Leere und Lustlosigkeit, die ich schon lange nicht mehr erlebt habe… Tja, da ist dann wohl nichts zu machen. Ich hoffe aber, dass es nach den Geschichtsprüfungen, also in drei Wochen, wieder besser wird, dann bereite ich mich auf Italienisch vor, das macht mehr Spaß und ist auch ‚lockerer‘.

Hier mal ‚meine‘ Gedichte, vielleicht wollt ihr euch ja mal in einem Vergleich üben, aber ‚Seien Sie vorsichtig mit einer eventuellen Epocheneinordnung‘ (wie es verunsichernderweise in der Angabe stand):

Johann Wolfgang Goethe: Um Mitternacht

Um Mitternacht ging ich, nicht eben gerne,
Klein, kleiner Knabe, jenen Friedhof hin
Zu Vaters Haus, des Pfarrers, Stern am Sterne,
Sie leuchteten doch alle gar zu schön;
Um Mitternacht.

Wenn ich dann ferner in des Lebens Weite
Zur Liebsten mußte, mußte, weil sie zog,
Gestirn und Nordschein über mir im Streite,
Ich gehend, kommend Seligkeiten sog;
Um Mitternacht.

Bis dann zuletzt des vollen Mondes Helle
So klar und deutlich mir ins Finstere drang.
Auch der Gedanke willig, sinnig, schnelle
Sich ums Vergangne wie ums Künftige schlang;
Um Mitternacht.

Eduard Mörike: Um Mitternacht

Gelassen stieg die Nacht an Land,
lehnt träumend an der Berge Wand;
ihr Auge sieht die goldne Waage nun
der Zeit in gleichen Schalen stille ruhn.
Und kecker rauschen die Quellen hervor,
sie singen der Mutter, der Nacht, ins Ohr
vom Tage,
vom heute gewesenen Tage.

Das uralt alte Schlummerlied –
sie achtet’s nicht, sie ist es müd;
ihr klingt des Himmels Bläue süßer noch,
der flücht’gen Stunden gleichgeschwungnes Joch.
Doch immer behalten die Quellen das Wort,
es singen die Wasser im Schlafe noch fort
vom Tage,
vom heute gewesenen Tage.

Es gibt sicher schwierigere Gedichte und der Goethe ist ja auch recht einleuchtend, aber der Mörike, nun ja, ganz bin ich dem nicht auf die Schliche gekommen, fürchte ich, ich bin aber auch weder Mörike-Experte noch -Freund, diese ganze Zeit, Klassik, Romantik, Biedermeier, interessiert mich nicht besonders, aber das hilft ja nun nichts… Drückt mir die Daumen, dass der Korrektor mir gnädig ist (und meine Schrift lesen kann)!

3 Comments for “Leere der Fülle”

Chrizzo

says:

Und, wie war die Lesung?
Ich weiß ja, dass Du viel lernen musst, hast´s ja geschrieben… Aber ich bin doch neugierig! 😉

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